Interaktionelles Coaching in der JVA Wriezen

Der große Erfolg des Projektes "Bildungschance Haft" führte zu dem Wunsch, wesentliche Ergebnisse zu festigen und weitere Insassen mit einem interaktionellen Coaching in Schule und Ausbildung zu begleiten, bzw. ihnen Schule und Ausbildung überhaupt zu ermöglichen. Dank der Unterstützung des Justizministeriums Brandenburg konnte dieses Projekt weitergeführt werden.

 

Die Mitarbeiter(innen) sind im Haftalltag oft mit schwierigen jungen Menschen beschäftigt, deren Verhalten sich nicht mit „Bauchgefühl“ oder „gesundem Menschenverstand“ begreifen lässt. Mit Hilfe des neuen „Handwerkszeugs“ (der pädagogischen Diagnostik und der fachlichen Fundierung zu

Themen wie Traumafolgestörungen etc.) können die Fachkräfte Konflikte besser lösen und gezielter die psychosoziale Entwicklung der Gefangenen fördern. Wie bei jeder Art von Qualifizierung, sind die Inhalte anfänglich präsent und können fast problemlos in den Arbeitsalltag integriert werden, doch ohne fachliche Begleitung verblassen und verwässern sie oft nach einiger Zeit. Ein Ziel ist es deshalb eine niederfrequente fachliche Begleitung anzubieten, in der der Umgang mit der pädagogischen Diagnostik geübt, verfestigt und erweitert wird und darüber hinaus eigene Anteile/Einstellungen/ Haltungen in Konfliktsituationen reflektiert werden (und so der Bearbeitung zugänglich werden).

 

Das interaktionelle Coaching mit den jungen Männern, die durch besondere soziale Einschränkungen auffallen, sich immer wieder in (oft nicht gut verständliche) Konflikte verstricken, war ebenfalls ausgesprochen erfolgreich. Man konnte trotz der relativ kurzen Zeit Veränderungen im Verhalten wahrnehmen und erlebte sie als sozial kompetenter. Deshalb war ein zweites Ziel, ein interaktionelles Coaching mit Gefangen wieder aufzunehmen, die persistierend Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen haben. Diese Schwierigkeiten sollen mit den Insassen bearbeitet werden, so dass sie im

Sozialen besser zurechtkommen als bisher. Die Erfahrung zeigt, dass es ausgesprochen hilfreich und

sinnvoll ist, die Fachkräfte zu schulen, wenn parallel mit den Insassen gearbeitet wird. So können alle Fachkräfte die gleiche Haltung einnehmen und gemeinsam in vergleichbarer Weise auf Konflikte reagieren. Da es eine umfangreiche und aufwändige Vorarbeit gibt, braucht es nur noch begleitende Unterstützung, um dies zu erreichen. Werden die Insassen aus der gleichen Haltung heraus gecoacht, verändert sich das gesamte System positiv und eine Kultur des reflexiven, respektvollen und wertschätzenden Umgangs etabliert sich.

 

Im Fokus der Arbeit mit den Insassen stehen die Förderung der Mentalisierungsfähigkeit, die Erhöhung von Frustrationstoleranz und Verbesserung der Affektkontrolle, die Entwicklung der Fähigkeit zur Antizipation von Handlungsfolgen sowie eine differenziertere Wahrnehmung moralischer Werte und ihre Berücksichtigung im konkreten Handlungsvollzug. Oft sind unterschied-liche Ich- und Gewissensfunktionen defizitär. Daher ist es sinnvoll, diese Funktionen, die eng in das Beziehungsgeschehen eingebunden sind, zu erfassen und erkennbar werden zu lassen. Damit wird weit über ein reines Verhaltenstraining hinausgegangen, das für einige Straftäter hilfreich sein mag, für diese Zielgruppe jedoch zu kurz greift.

 

Mit Hilfe einer speziellen pädagogischen Diagnostik kann ein/e speziell geschulte/r Trainer/in der Denkzeit-Gesellschaft individuelle Problemlagen erkennen und die Interventionen dementsprechend ausrichten. Methodisch wird dabei das pädagogische Einzeltraining „Denkzeit-interaktionell“ zugrunde liegen, das aus einer Verschmelzung der therapeutischen psychoanalytisch-interaktionellen Methode[1] und dem klassischen Denkzeit-Training besteht, das seit über 10 Jahren mit guten Erfolgen für Intensivtäter angeboten wird[2].

 

Inhalte der wöchentlichen „interaktionellen Coaching“-Gespräche sind die Beziehungserfahrungen der Insassen. Nach jeder Sitzung werden die Fähigkeiten des Klienten, seine Fortschritte und seine Schwierigkeiten mit Hilfe eines Untersuchungsbogens eingeschätzt. In regelmäßigen Abständen werden (nach Absprache und mit Zustimmung des Insassen) Gespräche mit den Bediensteten, den Lehrerinnen und Lehrern und den Pädagogen und Pädagoginnen geführt, um die Veränderungen und

Erkenntnisse zu besprechen sowie das weitere Vorgehen zu planen.

 

[1]

siehe: www.streeck.net und www.interaktionell.de

[2] siehe: www.denkzeit.com

 

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