Zur Methode
Denkzeit-interaktionell ist ein neues Programm, das die besonderen Möglichkeiten aus der Psychotherapie abgeleiteter Strategien mit denen einer erfolgreichen pädagogischen Methode verbindet. Es bot sich an, die psychotherapeutisch-interaktionelle Methode, die schon vor vielen Jahren für die Arbeit mit erheblich beziehungsgestörten Klienten entwickelt wurde, mit der pädagogischen Denkzeit-Methode zu verknüpfen und auf dieser Basis ein neues pädagogisches Programm zu erarbeiten.
In längerer, kostenintensiver Vorarbeit ist es gelungen, die interaktionelle Methode und die Denkzeit-Methode zu einem neuen Verfahren, dem Beziehungstraining für aggressiv-delinquente Jugendliche zu integrieren. So entstand „Denkzeit-interaktionell“. Bedeutende Vertreter der psychoanalytisch-interaktionellen Methode (z. B. Arbeitsgruppe um Prof. Ulrich Streeck) begleiteten diesen Entwicklungsprozess.
Diese Methode zielt auf Jugendliche und Heranwachsende, deren negative Beziehungsentwürfe dafür sorgen, dass sie sich in sozialen Kontakten wiederholend unangemessen oder ungünstig verhalten. Pädagogische Programme bewirken bei den beziehungsgestörten Jugendlichen oft nur wenig, weil sie sich emotional nicht erreichen lassen.
Das Beziehungstraining Denkzeit-interaktionell umfasst, ebenso wie das klassische Denkzeit-Training, 40 Einzelsitzungen und erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 9 Monaten. Es ist weiterhin manualisiert und in bewährter Weise modularisiert. Das Manual wurde für die Methode überarbeitet und dem Zweck angepasst. Es gelten die gleichen, klaren Rahmenbedingungen.
Wesentliche Veränderungen sind vor allem die Flexibilisierung des neuen, weiterentwickelten Manuals, die Verlaufs-Diagnostik nach klinischen Kriterien und die auf die Selbst- und Funktionseinschränkungen der Jugendlichen gerichteten Interventionsstrategien. Nach jeder Sitzung bewertet der Pädagoge/die Pädagogin die Fähigkeit des/der Jugendlichen, seine/ihre Fortschritte und seine/ihre Widerstände, um sich auf die nächste Sitzung gezielt vorzubereiten. Ein hierfür entwickelter Diagnostikbogen liegt vor (siehe dazu Streeck 2010).
Die Erprobung der neuen Methode wurde wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Denkzeit-Gesellschaft und die Heigl-Stiftung finanzierten die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung.
Zugang
Voraussetzung zur Teilnahme ist eine richterliche Weisung (in Berlin: sozialkognitives Einzeltraining)
Dauer
40 Einzelsitzungen, zunächst 2x pro Woche 45 Minuten, später 1xpro Woche 45 Minuten
Gesamtlaufzeit ca. 9 Monate
Umfang
Abgerechnet werden 60 Fachleistungsstunden. Eine Leistungsbeschreibung für dieses Programm und seine Berechnung für Berlin, liegt seit Ende 2013 vor (sozialkognitives Einzeltraining).
Qualifikation der Denkzeit-Trainer/innen
sozialwissenschaftliches Studium
Grund- und Aufbaukurs der Weiterbildung für Denkzeit-Trainer/innen
Qualifizierungsmodul Denkzeit-interaktionell
Ausschlusskriterien
Sie möchten die interaktionelle Arbeitweise erlernen?